ETF-Entnahmeplan: Flexibel bleiben und trotzdem regelmäßige Zahlungen erhalten

ETF-Entnahmeplan: Flexibel bleiben und trotzdem regelmäßige Zahlungen erhalten

ETF-Entnahmeplan: Flexibel bleiben und trotzdem regelmäßige Zahlungen erhalten

Wer für den Ruhestand vorsorgt, steht früher oder später vor der Frage: Wie kann ich mein angespartes Vermögen optimal in regelmäßige Einkünfte umwandeln? Der ETF-Entnahmeplan bietet hier eine flexible und renditestarke Alternative zur klassischen Sofortrente. In diesem Artikel erfahren Sie Schritt für Schritt, wie Sie einen ETF-Entnahmeplan einrichten, welche Strategien sich bewährt haben und wie Sie die Vorteile dieser Anlageform optimal nutzen können.

Was ist ein ETF-Entnahmeplan?

Ein ETF-Entnahmeplan ist im Grunde das Gegenteil eines Sparplans. Während Sie beim Sparplan regelmäßig Geld in ETFs investieren, verkaufen Sie beim Entnahmeplan regelmäßig ETF-Anteile, um sich einen kontinuierlichen Geldfluss zu sichern.

“Der ETF-Entnahmeplan verbindet die Renditechancen des Kapitalmarkts mit der Flexibilität einer selbstbestimmten Geldanlage”, erklärt Dirk Wedler von Finanzmanager24. “Anders als bei einer Sofortrente behalten Sie die volle Kontrolle über Ihr Vermögen und können jederzeit die Entnahmehöhe anpassen oder bei Bedarf auch größere Summen entnehmen.”

Die zwei Grundvarianten des ETF-Entnahmeplans

  1. Entnahmeplan ohne Kapitalverzehr: Hierbei werden nur die Erträge (Dividenden, Zinsen, Kursgewinne) entnommen, während das Grundkapital unangetastet bleibt. Diese Variante eignet sich für eine “ewige Rente”.
  2. Entnahmeplan mit Kapitalverzehr: Bei dieser Variante wird neben den Erträgen auch schrittweise das Grundkapital aufgebraucht. Die Entnahmen sind höher, aber das Vermögen ist nach einer bestimmten Zeit aufgebraucht.

Die fünf bewährten Entnahmestrategien im Überblick

Die Stiftung Warentest hat fünf Entnahmestrategien entwickelt und über verschiedene historische Marktphasen getestet. Jede Strategie hat ihre eigenen Vor- und Nachteile:

1. Fixe Rente

Funktionsweise: Sie legen einen festen monatlichen Betrag fest, der unverändert bleibt.

Vorteile:

  • Maximale Planungssicherheit
  • Einfach zu verstehen und umzusetzen

Nachteile:

  • Keine Anpassung an Inflation
  • Keine Teilhabe an positiven Marktentwicklungen

Für wen geeignet? Für Menschen, die absolute Planungssicherheit benötigen und mit einem festen Betrag gut kalkulieren können.

2. Flexible Rente

Funktionsweise: Die Entnahmehöhe wird regelmäßig (meist jährlich) an die Entwicklung des Depotwerts angepasst.

Vorteile:

  • Direkte Teilhabe an positiven Marktentwicklungen
  • Anpassungsfähig an veränderte Lebensumstände

Nachteile:

  • Schwankende Auszahlungen
  • In Krisenzeiten können die Entnahmen sinken

Für wen geeignet? Für Menschen, die flexibel sind und mit schwankenden Einkünften umgehen können.

3. Zins-und-Dividenden-Rente

Funktionsweise: Es werden nur die tatsächlich erwirtschafteten Erträge (Zinsen und Dividenden) entnommen, ohne das Grundkapital anzutasten.

Vorteile:

  • Das Vermögen bleibt erhalten und kann vererbt werden
  • Theoretisch unbegrenzte Laufzeit (“ewige Rente”)

Nachteile:

  • Geringere Entnahmen als bei anderen Strategien
  • Schwankende Auszahlungen je nach Marktlage

Für wen geeignet? Für vermögende Anleger, die primär von den Erträgen leben möchten und ihr Kapital erhalten oder vererben wollen.

4. Rente mit Puffer

Funktionsweise: Sie starten mit einer niedrigeren Entnahme und bauen einen Puffer auf, der für spätere Erhöhungen oder unvorhergesehene Ausgaben genutzt werden kann.

Vorteile:

  • Mehr Sicherheit für das höhere Alter
  • Schutz vor unerwarteten Ausgaben

Nachteile:

  • Niedrigere Anfangsentnahmen
  • Komplexere Verwaltung

Für wen geeignet? Für vorsichtige Anleger, die mit zunehmendem Alter steigende Ausgaben (z.B. für Gesundheit oder Pflege) erwarten.

5. Lernende Rente

Funktionsweise: Eine ausgeklügelte Strategie, die historische Daten und aktuelle Marktentwicklungen berücksichtigt, um eine möglichst stabile, aber dennoch wachsende Rente zu ermöglichen.

Vorteile:

  • Höhere Startrente als bei anderen Strategien
  • Gute Balance zwischen Stabilität und Wachstumschancen

Nachteile:

  • Komplexere Berechnung
  • Erfordert regelmäßige Anpassungen

Für wen geeignet? Für Anleger, die eine optimierte Entnahmestrategie suchen und bereit sind, etwas mehr Zeit in die Verwaltung zu investieren.

Schritt-für-Schritt-Anleitung: So richten Sie Ihren ETF-Entnahmeplan ein

Schritt 1: Vermögensstruktur festlegen

Entscheiden Sie, welchen Anteil Ihres Vermögens Sie in Aktien-ETFs und welchen in sichere Anlagen investieren möchten. Für die meisten Ruheständler empfiehlt sich eine Aufteilung von 50:50 oder 40:60 (Aktien:Sicherheit).

Praxistipp: “Berücksichtigen Sie bei Ihrer Entscheidung nicht nur Ihre Risikotoleranz, sondern auch Ihre gesamte finanzielle Situation, einschließlich anderer Einkommensquellen wie gesetzliche Rente oder Mieteinnahmen”, rät Finanzexperte Wedler.

Schritt 2: Geeignete ETFs auswählen

Für den Aktienanteil eignen sich breit diversifizierte Welt-Aktien-ETFs wie:

  • MSCI World ETFs
  • FTSE All-World ETFs
  • MSCI ACWI ETFs

Praxistipp: “Achten Sie auf niedrige Gesamtkostenquoten (TER) unter 0,3% und eine ausreichende Fondsgröße von mindestens 500 Millionen Euro für Liquidität”, empfiehlt die Stiftung Warentest.

Schritt 3: Entnahmestrategie festlegen

Wählen Sie eine der fünf vorgestellten Entnahmestrategien, die zu Ihren persönlichen Bedürfnissen passt.

Praxistipp: “Für Einsteiger empfehle ich die flexible Rente mit einer jährlichen Entnahmerate von 3-4% des aktuellen Depotwerts. Diese Rate hat sich in historischen Simulationen als nachhaltig erwiesen”, erklärt Dirk Wedler.

Schritt 4: Entnahmeplan beim Broker einrichten

Die meisten Online-Broker bieten die Möglichkeit, einen automatischen Entnahmeplan einzurichten:

  1. Loggen Sie sich in Ihr Depot ein
  2. Wählen Sie die Option “Entnahmeplan” oder “Auszahlplan”
  3. Legen Sie fest, welche ETFs verkauft werden sollen
  4. Bestimmen Sie die Höhe und Häufigkeit der Entnahmen
  5. Geben Sie das Zielkonto für die Auszahlungen an

Praxistipp: “Richten Sie die Verkäufe so ein, dass sie kurz nach den Dividendenausschüttungen der ETFs stattfinden. So minimieren Sie den Verkauf von Anteilen”, rät Wedler.

Schritt 5: Regelmäßige Überprüfung und Anpassung

Überprüfen Sie mindestens einmal jährlich:

  • Ob die Vermögensaufteilung noch Ihren Zielen entspricht (Rebalancing)
  • Ob die Entnahmehöhe nachhaltig ist oder angepasst werden sollte
  • Ob Ihre gewählte Strategie noch zu Ihrer Lebenssituation passt

Die 4%-Regel: Ein bewährter Richtwert für nachhaltige Entnahmen

Eine bekannte Faustregel für Entnahmepläne ist die sogenannte 4%-Regel. Sie besagt, dass Sie jährlich 4% Ihres anfänglichen Vermögens entnehmen können, und diese Summe dann jährlich um die Inflationsrate erhöhen. Historische Simulationen zeigen, dass diese Strategie mit hoher Wahrscheinlichkeit für einen Zeitraum von 30 Jahren funktioniert.

Beispiel: Bei einem Vermögen von 500.000 Euro wären das im ersten Jahr 20.000 Euro (1.667 Euro monatlich). Bei einer Inflationsrate von 2% würde die Entnahme im zweiten Jahr auf 20.400 Euro steigen.

“Die 4%-Regel ist ein guter Ausgangspunkt, sollte aber nicht starr angewendet werden”, warnt Finanzexperte Wedler. “In Zeiten starker Markteinbrüche kann es sinnvoll sein, die Entnahmen vorübergehend zu reduzieren, um das Vermögen zu schonen.”

ETF-Entnahmeplan vs. Sofortrente: Ein objektiver Vergleich

Kriterium ETF-Entnahmeplan Sofortrente
Flexibilität Hoch: Entnahmehöhe und -zeitpunkt jederzeit anpassbar Gering: Festgelegte monatliche Zahlungen
Kontrolle über Kapital Vollständig beim Anleger Beim Versicherer
Renditepotenzial Hoch (historisch 5–7 % p.a.) Niedrig (aktuell ca. 2,5–3,5 % p.a.)
Garantien Keine Garantien Lebenslange Rentenzahlung garantiert
Vererbbarkeit Vollständig vererbbar Je nach Vertrag eingeschränkt
Inflationsschutz Durch Aktienanteil gegeben Nur bei Dynamik-Option
Verwaltungsaufwand Mittel (jährliches Rebalancing) Sehr gering
Kosten Niedrig (ca. 0,2–0,5 % p.a.) Hoch (ca. 1–2 % p.a.)

“Die Entscheidung zwischen ETF-Entnahmeplan und Sofortrente sollte nicht als Entweder-oder-Frage gesehen werden”, betont Dirk Wedler. “Oft ist eine Kombination beider Ansätze optimal: Eine Sofortrente als Basisabsicherung und ein ETF-Entnahmeplan für Flexibilität und Inflationsschutz.”

Praxisbeispiel: Der ETF-Entnahmeplan von Familie Schmidt

Familie Schmidt (beide 67) hat ein Vermögen von 400.000 Euro für den Ruhestand angespart. Sie entscheiden sich für folgende Strategie:

  1. Vermögensaufteilung:
    • 200.000 Euro (50%) in einen MSCI World ETF
    • 200.000 Euro (50%) auf Tagesgeld/Festgeld
  2. Entnahmestrategie:
    • Flexible Rente mit 3,5% Entnahmerate vom aktuellen Gesamtvermögen
    • Jährliche Neuberechnung der Entnahmehöhe
    • Monatliche Auszahlung
  3. Startentnahme:
    • 3,5% von 400.000 Euro = 14.000 Euro pro Jahr
    • Entspricht 1.167 Euro monatlich
  4. Rebalancing:
    • Einmal jährlich wird das Portfolio wieder auf 50:50 ausbalanciert
    • Verkäufe für die monatlichen Entnahmen erfolgen primär aus dem übergewichteten Teil

Nach fünf Jahren hat sich das Vermögen trotz der Entnahmen auf 430.000 Euro erhöht (dank guter Marktentwicklung). Die jährliche Entnahme beträgt nun 15.050 Euro (3,5% von 430.000 Euro), was 1.254 Euro monatlich entspricht – eine Steigerung von 7,5% gegenüber der Anfangsentnahme.

Häufige Fragen zum ETF-Entnahmeplan

Wie lange reicht mein Geld bei einem ETF-Entnahmeplan?

Die Dauer hängt von der Entnahmerate, der Vermögensaufteilung und der Marktentwicklung ab. Bei einer Entnahmerate von 4% und einer 50:50-Aufteilung zeigen historische Simulationen, dass das Vermögen mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens 25-30 Jahre reicht.

Was passiert bei einem Börsencrash?

Bei einem Börsencrash sinkt der Wert Ihres Portfolios. Je nach gewählter Strategie haben Sie verschiedene Optionen:

  • Bei der flexiblen Rente sinken die Entnahmen automatisch
  • Bei der fixen Rente können Sie vorübergehend mehr aus dem Sicherheitsanteil entnehmen
  • Sie können die Entnahmen vorübergehend reduzieren, um Ihr Vermögen zu schonen

Wie hoch sollte meine Entnahmerate sein?

Die nachhaltige Entnahmerate hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Geplante Entnahmedauer (Lebenserwartung)
  • Vermögensaufteilung (Aktienquote)
  • Andere Einkommensquellen
  • Inflationserwartungen

Als Faustregel gilt: Je länger die geplante Entnahmedauer, desto niedriger sollte die Entnahmerate sein. Für 30+ Jahre haben sich Raten zwischen 3% und 4% als nachhaltig erwiesen.

Muss ich mich um die Steuern kümmern?

Ja, bei einem ETF-Entnahmeplan fallen Steuern auf die Erträge an. Bei thesaurierenden ETFs wird die Vorabpauschale besteuert, bei ausschüttenden ETFs die Dividenden. Beim Verkauf von Anteilen werden Kursgewinne mit der Abgeltungssteuer (26,375% inkl. Soli) besteuert.

Steuertipp: “Nutzen Sie den Sparerpauschbetrag von 1.000 Euro (2.000 Euro bei Ehepaaren) optimal aus und beachten Sie die Teilfreistellung von 30% bei Aktienfonds”, empfiehlt Steuerexperte Michael Schulz.

Fazit: Der ETF-Entnahmeplan als flexible Alternative zur Sofortrente

Der ETF-Entnahmeplan bietet eine attraktive Möglichkeit, Ihr angespartes Vermögen im Ruhestand flexibel zu nutzen. Mit der richtigen Strategie können Sie von den Renditechancen des Kapitalmarkts profitieren und gleichzeitig ein regelmäßiges Einkommen generieren.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Sie behalten die volle Kontrolle über Ihr Vermögen, können jederzeit die Entnahmehöhe anpassen und profitieren von den langfristig höheren Renditen am Aktienmarkt. Gleichzeitig bietet der Sicherheitsanteil Schutz vor Marktschwankungen.

Bei Finanzmanager24 unterstützen wir Sie bei der Einrichtung Ihres individuellen ETF-Entnahmeplans. Wir analysieren Ihre persönliche Situation, helfen bei der Auswahl der passenden ETFs und entwickeln gemeinsam mit Ihnen eine maßgeschneiderte Entnahmestrategie, die zu Ihren Bedürfnissen und Zielen passt.


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