Stell dir vor, der große Tag ist gekommen: Du verabschiedest dich vom Arbeitsleben und freust dich auf einen wohlverdienten Ruhestand. Dein Depot ist prall gefüllt, aber wie verwandelst du dieses angesparte Vermögen jetzt in ein regelmäßiges Einkommen, ohne dass es dir vorzeitig ausgeht? Genau hier kommt der Entnahmeplan ins Spiel – eine clevere Strategie, die dir finanzielle Freiheit im Alter ermöglicht und dir die Kontrolle über dein Kapital lässt. Es ist wie ein maßgeschneiderter Fahrplan für deine Finanzen, der dich sicher durch den Ruhestand navigiert.
Viele kennen nur die klassische Sofortrente, bei der man sein Kapital an eine Versicherung übergibt. Doch ein Entnahmeplan bietet dir Flexibilität und oft auch höhere Renditechancen. Du bleibst der Herr über dein Vermögen und entscheidest selbst, wie viel und wann du dir etwas auszahlen lässt. In diesem Blogbeitrag tauchen wir tief in die Welt der Entnahmepläne ein. Wir zeigen dir, wie du deinen eigenen Plan schmiedest, welche Fallstricke es gibt und wie du dein Depot so optimierst, dass es dich zuverlässig durch den Ruhestand trägt. Mach dich bereit, die Zügel deiner Altersvorsorge selbst in die Hand zu nehmen!
Was ist ein Entnahmeplan und warum ist er so wichtig?
Ein Entnahmeplan, oft auch als Auszahlungsplan bezeichnet, ist im Grunde eine Strategie, mit der du dein angespartes Kapital systematisch und über einen bestimmten Zeitraum hinweg entnimmst. Anstatt dein gesamtes Vermögen auf einmal zu verrenten oder es einfach auf dem Konto liegen zu lassen, legst du fest, wie viel Geld du dir regelmäßig aus deinem Depot auszahlen lässt. Der Clou dabei: Ein Teil deines Kapitals bleibt weiterhin investiert und kann so weiter für dich arbeiten, während du bereits davon lebst.
Warum ist das so wichtig?
Gerade in Zeiten niedriger Zinsen und steigender Inflation ist es entscheidend, dass dein Geld nicht einfach auf einem Sparbuch liegt und an Wert verliert. Ein Entnahmeplan ermöglicht es dir, weiterhin von den Renditechancen der Kapitalmärkte zu profitieren, selbst wenn du bereits im Ruhestand bist. Es ist wie ein Brunnen, aus dem du schöpfst, während er sich gleichzeitig wieder füllt. Das gibt dir nicht nur mehr Kaufkraft, sondern auch ein Gefühl von Sicherheit und Unabhängigkeit.
Stell dir vor, du hast 500.000 Euro angespart. Wenn du dieses Geld einfach auf einem Girokonto liegen lässt, verliert es durch die Inflation stetig an Wert. Bei 2,5% Inflation sind deine 500.000 Euro nach 10 Jahren nur noch rund 390.000 Euro wert – ein Kaufkraftverlust von 110.000 Euro! Mit einem Entnahmeplan, bei dem ein Teil deines Kapitals weiterhin investiert ist und Rendite abwirft, kannst du diesen Verlust nicht nur ausgleichen, sondern dein Vermögen sogar noch vermehren.
Die zwei Haupttypen von Entnahmeplänen: Kapitalverzehr oder Kapitalerhalt?
Bevor du deinen Entnahmeplan schmiedest, musst du eine grundlegende Entscheidung treffen: Möchtest du dein Kapital im Laufe der Zeit komplett aufbrauchen (kapitalverzehrender Entnahmeplan) oder soll es langfristig erhalten bleiben (kapitalerhaltender Entnahmeplan)? Beide Ansätze haben ihre Berechtigung und hängen stark von deinen persönlichen Zielen und deiner Lebenssituation ab.
1. Kapitalverzehrender Entnahmeplan: Dein Vermögen als Zeitmaschine
Bei dieser Variante legst du fest, über welchen Zeitraum du dein Kapital entnehmen möchtest, zum Beispiel bis zu deinem 90. Lebensjahr. Dein Vermögen wird dabei schrittweise aufgebraucht. Das ist sinnvoll, wenn du keine Erben hast oder dein gesamtes Vermögen für deinen eigenen Lebensabend nutzen möchtest. Der Vorteil: Du kannst dir in der Regel höhere monatliche Beträge auszahlen lassen, da du nicht darauf achten musst, dass das Kapital erhalten bleibt.
Rechenbeispiel Kapitalverzehr:
Du bist 65 Jahre alt, hast 400.000 Euro im Depot und möchtest dir bis zu deinem 90. Lebensjahr (also 25 Jahre lang) eine Zusatzrente sichern. Dein Depot erzielt durchschnittlich 4% Rendite pro Jahr. Mit einem kapitalverzehrenden Entnahmeplan könntest du dir monatlich etwa 2.100 Euro auszahlen lassen. Nach 25 Jahren wäre dein Depot dann aufgebraucht. Hierbei ist es wichtig, die eigene Lebenserwartung realistisch einzuschätzen, um nicht plötzlich ohne Kapital dazustehen.
2. Kapitalerhaltender Entnahmeplan: Dein Vermögen als ewiger Brunnen
Wenn du möchtest, dass dein Kapital auch nach deinem Tod erhalten bleibt – zum Beispiel für deine Kinder oder Enkel – oder du einfach die Sicherheit haben möchtest, dass dir das Geld niemals ausgeht, ist der kapitalerhaltende Entnahmeplan die richtige Wahl. Hier entnimmst du nur die Erträge, die dein Depot erwirtschaftet (Zinsen, Dividenden, Kursgewinne), während das Grundkapital unangetastet bleibt. Das bedeutet zwar geringere monatliche Auszahlungen, aber dafür eine unbegrenzte Laufzeit.
Rechenbeispiel Kapitalerhalt:
Du hast 400.000 Euro im Depot, das durchschnittlich 4% Rendite pro Jahr abwirft. Bei einem kapitalerhaltenden Entnahmeplan könntest du dir jährlich 16.000 Euro (4% von 400.000 Euro) oder monatlich etwa 1.333 Euro auszahlen lassen. Dein Grundkapital von 400.000 Euro bleibt dabei erhalten und kann sogar noch wachsen, wenn die Rendite über deiner Entnahmerate liegt oder du nicht die gesamten Erträge entnimmst.
Die entscheidenden Faktoren für deinen Entnahmeplan
Egal, für welchen Typ von Entnahmeplan du dich entscheidest, es gibt mehrere Faktoren, die du unbedingt berücksichtigen musst, um die optimale Entnahmerate zu finden und die Langlebigkeit deines Plans zu sichern.
1. Deine Lebenserwartung: Der unbekannte Faktor
Wie lange wirst du leben? Eine Frage, die niemand genau beantworten kann. Doch für die Planung deines Entnahmeplans ist eine realistische Einschätzung deiner voraussichtlichen Lebensdauer entscheidend. Schau dir die Lebenserwartung in deiner Familie an, informiere dich über aktuelle Sterbetafeln und plane lieber etwas großzügiger. Finanzexperten empfehlen oft, einen Puffer einzubauen, um das sogenannte Langlebigkeitsrisiko abzusichern. Es ist besser, am Ende noch etwas übrig zu haben, als zu früh ohne Geld dazustehen.
2. Die Inflation: Der stille Geldvernichter
Wir haben es bereits angesprochen: Die Inflation nagt an der Kaufkraft deines Geldes. Wenn du heute 2.000 Euro im Monat entnimmst, reichen diese in 10 oder 20 Jahren nicht mehr für den gleichen Lebensstandard. Dein Entnahmeplan sollte daher eine Inflationsanpassung vorsehen. Das bedeutet, dass deine Entnahmebeträge im Laufe der Zeit steigen, um die Kaufkraft zu erhalten. Das erfordert eine höhere Rendite deines Depots oder eine geringere Anfangsentnahmerate.
3. Die Rendite deines Depots: Dein Motor im Ruhestand
Die durchschnittliche Rendite, die dein Depot erwirtschaftet, ist der wichtigste Hebel für die Langlebigkeit deines Entnahmeplans. Je höher die Rendite, desto mehr kannst du entnehmen oder desto länger reicht dein Kapital. Es ist daher entscheidend, dass ein Teil deines Vermögens auch im Ruhestand weiterhin renditestark investiert bleibt, zum Beispiel in Aktien-ETFs. Eine zu konservative Anlagestrategie kann dazu führen, dass dein Geld schneller aufgebraucht ist, als dir lieb ist.
4. Die Besteuerung: Was bleibt wirklich übrig?
Auch im Ruhestand sind deine Kapitalerträge steuerpflichtig. In Deutschland unterliegen sie der Abgeltungssteuer von 25% plus Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer. Es gibt jedoch Ausnahmen und Freibeträge, die du nutzen solltest. Bei einem Entnahmeplan aus einem Depot werden die Steuern nur auf die realisierten Gewinne fällig. Das bedeutet, dass du dein Kapital zunächst steuerfrei entnehmen kannst, bis die Anschaffungskosten der Wertpapiere erreicht sind. Erst danach werden die Gewinne versteuert. Dies führt zu einem „Steuerstundungseffekt“, der dir mehr Kapital zum Arbeiten lässt.
Tipp: Informiere dich über den Sparer-Pauschbetrag (aktuell 1.000 Euro für Alleinstehende, 2.000 Euro für Verheiratete), bis zu dem Kapitalerträge steuerfrei sind. Nutze diesen Freibetrag jedes Jahr voll aus!
Entnahmeplan vs. Sofortrente: Wer hat die Nase vorn?
Der Entnahmeplan ist eine Alternative zur klassischen Sofortrente, die von Versicherungen angeboten wird. Beide haben Vor- und Nachteile:
Sofortrente:
•Vorteil: Lebenslange garantierte Auszahlung, Absicherung des Langlebigkeitsrisikos.
•Nachteil: Geringere Renditechancen, unflexibel, Kapital ist weg (kann nicht vererbt werden).
Entnahmeplan:
•Vorteil: Höhere Renditechancen, flexibel, Kapital bleibt in deinem Besitz (kann vererbt werden).
•Nachteil: Kein Schutz vor Langlebigkeitsrisiko (wenn kapitalverzehrend), erfordert Eigenverantwortung und Management.
Für wen ist was geeignet? Die Sofortrente ist ideal für Sicherheitsliebende, die eine garantierte, lebenslange Auszahlung wünschen und sich nicht um die Geldanlage kümmern möchten. Der Entnahmeplan ist für alle, die Flexibilität, höhere Renditechancen und die Kontrolle über ihr Vermögen schätzen und bereit sind, sich aktiv um ihre Finanzen zu kümmern. Oft ist auch eine Kombination aus beidem sinnvoll: Ein Teil des Kapitals wird verrentet, der andere Teil über einen Entnahmeplan gemanagt.
Dein Entnahmeplan in der Praxis: So optimierst du dein Depot
Ein Entnahmeplan ist keine starre Angelegenheit. Du kannst ihn an deine Bedürfnisse anpassen und optimieren, um das Beste aus deinem Vermögen herauszuholen.
1. ETFs als Basis: Breit gestreut und kostengünstig
ETFs (Exchange Traded Funds) sind ideal für einen Entnahmeplan. Sie sind breit gestreut, kostengünstig und transparent. Anstatt einzelne Aktien zu kaufen, investierst du mit einem ETF in einen ganzen Index (z.B. den MSCI World) und profitierst so von der Entwicklung tausender Unternehmen weltweit. Das reduziert das Risiko erheblich und sorgt für eine solide Basis deines Depots.
Tipp: Wähle ausschüttende ETFs, wenn du regelmäßige Erträge direkt auf dein Konto bekommen möchtest. Thesaurierende ETFs reinvestieren die Erträge automatisch, was für den Vermögensaufbau gut ist, aber für einen Entnahmeplan weniger geeignet, da du dann Anteile verkaufen müsstest, um an Geld zu kommen.
2. Die 4-Prozent-Regel: Ein beliebter Richtwert
Die 4-Prozent-Regel ist ein häufig genutzter Richtwert für die Entnahmerate. Sie besagt, dass du jährlich 4% deines Startkapitals entnehmen kannst, wobei dieser Betrag jährlich an die Inflation angepasst wird. Studien zeigen, dass ein so gemanagtes Portfolio in den meisten Fällen über 30 Jahre lang hält. Bei einem Startkapital von 500.000 Euro wären das im ersten Jahr 20.000 Euro oder 1.666 Euro pro Monat. Diese Regel bietet einen guten Kompromiss zwischen Kapitalerhalt und regelmäßiger Entnahme.
Praxisbeispiel 4-Prozent-Regel:
Du startest mit 500.000 Euro. Im ersten Jahr entnimmst du 4% = 20.000 Euro. Angenommen, die Inflation beträgt 2%. Im zweiten Jahr entnimmst du dann 20.000 Euro + 2% = 20.400 Euro. Dein Depot muss dabei eine Rendite erwirtschaften, die über deiner Entnahmerate liegt, um langfristig stabil zu bleiben.
3. Dynamische Entnahme: Flexibilität ist Trumpf
Eine starre Entnahmerate kann in volatilen Marktphasen problematisch sein. Wenn die Märkte fallen, entnimmst du bei einer fixen Rate einen größeren Prozentsatz deines verbleibenden Kapitals, was die Erholung erschwert. Eine dynamische Entnahme passt die Entnahmerate an die Marktentwicklung an. In guten Jahren entnimmst du etwas mehr, in schlechten Jahren etwas weniger. Das erfordert Disziplin, schützt dein Depot aber langfristig besser. Es ist wie beim Segeln: Du passt die Segel dem Wind an, um sicher ans Ziel zu kommen.
4. Risikostreuung und Rebalancing: Die Basis für Erfolg
Auch bei einem Entnahmeplan bleiben die Grundprinzipien der Geldanlage entscheidend: Streue dein Risiko über verschiedene Anlageklassen (Aktien, Anleihen, Immobilien) und Regionen. Und führe regelmäßig ein Rebalancing durch, um die ursprüngliche Gewichtung deines Portfolios wiederherzustellen. Das zwingt dich dazu, Gewinne mitzunehmen und günstig nachzukaufen – eine Win-Win-Situation für dein Depot.
Dein Weg zum finanziellen Erfolg im Ruhestand
Ein Entnahmeplan ist eine hervorragende Möglichkeit, dein angespartes Kapital im Ruhestand als regelmäßige Einkommensquelle zu nutzen. Ob du dich für einen kapitalverzehrenden oder kapitalerhaltenden Plan entscheidest, hängt von deinen persönlichen Zielen ab. Berücksichtige stets Faktoren wie Lebenserwartung, Inflation, Rendite und Besteuerung. Mit ETFs als Basis, einer flexiblen Entnahmerate und den bewährten Prinzipien der Risikostreuung und des Rebalancings kannst du deinen Entnahmeplan optimal gestalten und deinen Ruhestand finanziell absichern. Nimm deine Finanzen selbst in die Hand und genieße die Freiheit, die dir ein gut durchdachter Entnahmeplan bietet!
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wie hoch sollte meine Entnahmerate sein?
A: Die optimale Entnahmerate hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter dein Startkapital, deine Lebenserwartung, die erwartete Rendite deines Depots und deine Risikobereitschaft. Die 4-Prozent-Regel ist ein guter Ausgangspunkt, aber eine individuelle Berechnung und gegebenenfalls die Beratung durch einen Finanzexperten sind empfehlenswert.
Kann ich meinen Entnahmeplan jederzeit ändern?
A: Ja, ein großer Vorteil des Entnahmeplans ist seine Flexibilität. Du kannst die Entnahmerate anpassen, wenn sich deine Bedürfnisse oder die Marktsituation ändern. Es ist wichtig, deinen Plan regelmäßig zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen.
Welche Rolle spielt die Inflation bei einem Entnahmeplan?
A: Die Inflation ist ein entscheidender Faktor, da sie die Kaufkraft deiner Entnahmen mindert. Ein guter Entnahmeplan sollte eine Inflationsanpassung vorsehen, um sicherzustellen, dass deine Auszahlungen auch in Zukunft deinen Lebensstandard decken. Dies erfordert, dass ein Teil deines Kapitals weiterhin renditestark investiert bleibt.
Dein nächster Schritt: Starte jetzt!
Du hast jetzt einen umfassenden Einblick in die Welt der Entnahmepläne erhalten. Es ist Zeit, dieses Wissen in die Tat umzusetzen! Beginne damit, deine persönliche Situation zu analysieren und einen ersten Entwurf für deinen Entnahmeplan zu erstellen. Wenn du tiefer in die Materie eintauchen möchtest oder individuelle Unterstützung suchst, laden wir dich ein, unseren Newsletter zu abonnieren, um exklusive Einblicke und weitere wertvolle Tipps zu erhalten. Oder lade dir unser kostenloses E-Book „Der ultimative Guide zur langfristigen Geldanlage“ herunter, um dein Wissen zu vertiefen.
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