Jährlicher Depot-Check: So optimieren Sie Ihren Entnahmeplan

Jährlicher Depot-Check: So optimieren Sie Ihren Entnahmeplan

Jährlicher Depot-Check: So optimieren Sie Ihren Entnahmeplan

Ein ETF-Entnahmeplan bietet Flexibilität und Renditechancen für Ihren Ruhestand. Doch um langfristig davon zu profitieren, ist eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung unerlässlich. Der jährliche Depot-Check hilft Ihnen, die Nachhaltigkeit Ihres Entnahmeplans zu sichern und auf veränderte Marktbedingungen zu reagieren. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie Ihren Entnahmeplan optimal pflegen und welche Aspekte Sie dabei besonders beachten sollten.

Warum ein jährlicher Depot-Check wichtig ist

Anders als bei einer Sofortrente, bei der Sie nach Abschluss keine weiteren Entscheidungen treffen müssen, erfordert ein ETF-Entnahmeplan eine gewisse Aufmerksamkeit. Ein regelmäßiger Check ist aus mehreren Gründen wichtig:

  1. Marktentwicklungen berücksichtigen: Die Finanzmärkte verändern sich ständig. Was gestern eine optimale Strategie war, kann morgen angepasst werden müssen.
  2. Nachhaltigkeit sicherstellen: Sie möchten sichergehen, dass Ihr Kapital so lange wie möglich reicht – idealerweise ein Leben lang.
  3. Steueroptimierung: Steuergesetze ändern sich, und eine regelmäßige Anpassung kann Ihre Steuerlast minimieren.
  4. Anpassung an veränderte Lebenssituationen: Ihre Bedürfnisse und finanziellen Anforderungen können sich im Laufe der Zeit ändern.
  5. Rebalancing: Die ursprüngliche Asset-Allokation kann durch unterschiedliche Wertentwicklungen aus dem Gleichgewicht geraten.

Die optimale Zeitplanung für den Depot-Check

Der ideale Zeitpunkt für einen umfassenden Depot-Check ist einmal jährlich, vorzugsweise immer zum gleichen Zeitpunkt. Viele unserer Kunden wählen dafür:

  • Den Jahresanfang (Januar/Februar)
  • Das Ende des Steuerjahres (November/Dezember)
  • Ihren Geburtstag oder ein anderes persönlich bedeutsames Datum

Zusätzlich zum Jahres-Check empfehlen wir eine kurze vierteljährliche Überprüfung (15-30 Minuten), um sicherzustellen, dass alles nach Plan läuft.

Die 7 Schritte des effektiven Depot-Checks

1. Performance-Analyse

Beginnen Sie mit einer Bestandsaufnahme: Wie hat sich Ihr Depot im vergangenen Jahr entwickelt?

Zu prüfen:

  • Gesamtperformance des Depots (nach Abzug der Entnahmen)
  • Performance der einzelnen ETFs im Vergleich zu ihren Benchmarks
  • Vergleich mit der ursprünglich angenommenen Rendite in Ihrer Planung

Beispiel:
Angenommen, Sie haben mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 4% kalkuliert. Wenn Ihr Depot nach Entnahmen nur 2% Wertzuwachs verzeichnet hat, sollten Sie analysieren, ob dies ein vorübergehender Effekt ist oder ob Anpassungen nötig sind.

2. Überprüfung der Asset-Allokation

Durch unterschiedliche Wertentwicklungen der verschiedenen Anlageklassen kann Ihre ursprüngliche Vermögensaufteilung aus dem Gleichgewicht geraten.

Zu prüfen:

  • Aktuelle Verteilung zwischen Aktien-ETFs und Sicherheitsbausteinen
  • Abweichung von der Zielallokation (z.B. 50/50 oder 60/40)
  • Notwendigkeit eines Rebalancings

Beispiel:
Wenn Ihre Zielallokation 50% Aktien und 50% Sicherheitsbausteine vorsieht, die aktuelle Verteilung aber bei 58% Aktien und 42% Sicherheitsbausteine liegt, sollten Sie ein Rebalancing in Betracht ziehen.

3. Nachhaltigkeitsanalyse des Entnahmeplans

Hier geht es um die zentrale Frage: Wie lange wird Ihr Kapital bei der aktuellen Entnahmerate voraussichtlich reichen?

Zu prüfen:

  • Entwicklung des Gesamtkapitals im Verhältnis zum Zeitplan
  • Entnahmerate im Verhältnis zum Gesamtkapital (idealerweise unter 4% p.a.)
  • Prognose der Kapitaldauer unter verschiedenen Marktszenarien

Beispiel:
Bei einem Kapital von 200.000 Euro und einer jährlichen Entnahme von 10.000 Euro beträgt Ihre Entnahmerate 5%. Dies könnte langfristig zu hoch sein und eine Anpassung erfordern.

4. Liquiditätsplanung

Stellen Sie sicher, dass genügend Liquidität für die geplanten Entnahmen vorhanden ist, ohne in ungünstigen Marktphasen Aktien verkaufen zu müssen.

Zu prüfen:

  • Höhe des Liquiditätspuffers (idealerweise 1-2 Jahre Entnahmen)
  • Planung der Wiederauffüllung des Liquiditätspuffers
  • Anpassung bei veränderten Entnahmebedürfnissen

Beispiel:
Bei einer monatlichen Entnahme von 700 Euro sollten Sie einen Liquiditätspuffer von mindestens 8.400 Euro (12 Monate) bis 16.800 Euro (24 Monate) vorhalten.

5. Steueroptimierung

Eine kluge Steuerplanung kann die Effizienz Ihres Entnahmeplans erheblich verbessern.

Zu prüfen:

  • Ausnutzung des Sparerpauschbetrags (1.000 Euro pro Person)
  • Optimale Verteilung von Verkäufen über das Steuerjahr
  • Verlustverrechnung und Steuerstundungseffekte

Beispiel:
Wenn Sie verheiratet sind, können Sie gemeinsam 2.000 Euro an Kapitalerträgen steuerfrei vereinnahmen. Planen Sie Ihre Verkäufe so, dass Sie diesen Freibetrag optimal ausnutzen.

6. Kostenanalyse

Kosten können die Rendite Ihres Portfolios erheblich schmälern. Eine regelmäßige Überprüfung hilft, unnötige Ausgaben zu vermeiden.

Zu prüfen:

  • Gesamtkostenquote Ihrer ETFs (TER)
  • Depotgebühren und Transaktionskosten
  • Möglichkeiten zur Kostenoptimierung

Beispiel:
Wenn Sie feststellen, dass ein vergleichbarer ETF mit niedrigeren laufenden Kosten verfügbar ist (z.B. 0,12% statt 0,20% TER), könnte ein Wechsel langfristig sinnvoll sein.

7. Anpassung der Strategie

Basierend auf den Ergebnissen der vorherigen Schritte können nun gezielte Anpassungen vorgenommen werden.

Mögliche Anpassungen:

  • Rebalancing zur Wiederherstellung der Zielallokation
  • Anpassung der Entnahmerate (nach oben oder unten)
  • Optimierung der ETF-Auswahl
  • Umschichtung zwischen verschiedenen Anlageklassen
  • Anpassung der Liquiditätsreserve

Praktisches Beispiel: Der Depot-Check von Familie Müller

Um den Prozess zu veranschaulichen, betrachten wir den jährlichen Depot-Check der Familie Müller:

Ausgangssituation:

  • Entnahmeplan seit 3 Jahren
  • Ursprüngliches Kapital: 250.000 Euro
  • Monatliche Entnahme: 800 Euro
  • Zielallokation: 50% Aktien-ETFs, 50% Sicherheitsbausteine

Ergebnisse des Depot-Checks:

  1. Performance-Analyse: +5,2% nach Entnahmen (über Erwartung)
  2. Asset-Allokation: Aktuell 57% Aktien, 43% Sicherheitsbausteine
  3. Nachhaltigkeitsanalyse: Kapital ist auf 261.000 Euro gestiegen trotz Entnahmen
  4. Liquiditätsplanung: Liquiditätspuffer deckt nur noch 14 Monate
  5. Steueroptimierung: Sparerpauschbetrag nicht vollständig ausgenutzt
  6. Kostenanalyse: Keine Optimierungsmöglichkeiten identifiziert

Vorgenommene Anpassungen:

  • Rebalancing durch Verkauf von Aktien-ETFs im Wert von 18.000 Euro
  • Auffüllung des Liquiditätspuffers auf 24 Monate (19.200 Euro)
  • Erhöhung der monatlichen Entnahme um 50 Euro auf 850 Euro (aufgrund der guten Performance)
  • Planung weiterer Verkäufe zum Jahresende zur optimalen Ausnutzung des Sparerpauschbetrags

Fazit: Jährlicher Depot-Check sichert langfristigen Erfolg

Ein ETF-Entnahmeplan ist keine “Set-and-Forget”-Lösung, sondern erfordert regelmäßige Aufmerksamkeit. Der jährliche Depot-Check ist dabei das wichtigste Instrument, um die Nachhaltigkeit Ihres Ruhestandseinkommens zu sichern.

Mit der richtigen Strategie und regelmäßiger Überprüfung kann ein Entnahmeplan eine flexible und renditestarke Alternative zur klassischen Sofortrente sein – und Ihnen gleichzeitig die Kontrolle über Ihr Vermögen erhalten.

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Autor: Dirk Wedler, Finanzexperte bei Finanzmanager24
Veröffentlicht: 22. Mai 2025
Aktualisiert: 22. Mai 2025

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